
Beim Verkauf der angeschlagenen Stahlsparte von Thyssenkrupp kommt nun Bewegung in die Sache: Der Industriekonzern lässt den Wettbewerber Liberty Steel, der das Stahlgeschäft der Essener kaufen will, in seine Bücher sehen.
Thyssenkrupp und Liberty Steel haben sich darauf verständigt, in eine weitere Prozessphase einzutreten", sagte ein Unternehmenssprecher am Mittwoch auf Anfrage. Liberty Steel werde in Kürze "Einblick in wesentliche Geschäftsdaten des Stahlgeschäfts von Thyssenkrupp erhalten".
Eine Entscheidung, wie es mit dem Stahl bei Thyssenkrupp weitergeht, solle im März fallen, hatte Vorstandschefin Martin Merz gesagt. Sie lässt neben einem Verkauf auch Kooperationen mit anderen Stahlherstellern ausloten. Ein Alleingang beim Stahl ist ebenfalls weiter möglich. Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr 2019/2020 hatte der Traditionskonzern beim Stahl ein Minus von fast einer Milliarde Euro eingefahren.
Die Arbeitnehmervertreter bei Thyssenkrupp lehnen einen Verkauf an Liberty ab. Thyssenkrupp Steel brauche keinen neuen Eigentümer, sondern zusätzliches Kapital, und das habe Liberty auch nicht, hatte Jürgen Kerner, IG-Metall-Vorstandsmitglied und stellvertretender Thyssenkrupp-Aufsichtsratsvorsitzender, nach Bekanntwerden des Angebots gesagt. Gewerkschaft und Betriebsrat fordern einen Einstieg des Staates beim Stahl von Thyssenkrupp.
Das macht die Aktie von Thyssenkrupp
Es wird schwierig, das Liberty-Angebot gegen den Widerstand durchzubringen. Gleichzeitig sind die Alternativen aber rar gesät, nachdem die ebenfalls gehandelten Interessenten Tata und SSAB laut Gerüchten selbst einen Zusammenschluss ausloten. Die Unsicherheit bleibt damit bestehen und der Aktie von Thyssenkrupp +1,89% fehlt daher die Kraft sich über die Marke von 6 Euro und die 200-Tage-Linie zu heben.
